Donnerstag, November 10, 2005

Kinder morgen wirds nichts geben

Quelle: http://www.kinderaerzteimnetz.de/bv...

Wenn Ärzte Ihre Forderungen durchsetzen wollen und sich mit den Krankenkassen anlegen, dann bleibt kein Auge trocken. Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) ist gerade besonders sauer wegen der Kündigung der Impfverträge und betitelt seinen Artikel bei Kinderärzteimnetz.de folgendermaßen: "Ab 2006: Masern, Mumps und Röteln, weil der Arzt nicht impfen darf". "Ein starkes Stück!", wird der Leser jetzt denken. Doch so einfach ist das nicht.

Ja sind wir denn hier im Hause Axel-Springer angelangt? Doch die Tiefschläge gehen jetzt erst richtig los:

"Mehrere führende Krankenkassen in Nordrhein haben zum 31.12.05 die Impfverträge gekündigt. Das bedeutet: wir können unsere Patienten ab 2006 nicht mehr vor gefährlichen Krankheiten wie Masern, Mumps und Röteln, Keuchhusten oder Wundstarrkrampf schützen. Die Krankenkassen setzen Kinder diesen teilweise lebensbedrohlichen Erkrankungen aus, weil die Erwachsenenmediziner in den vergangenen Monaten - angeblich - zu viele und teure Medikamente verschrieben haben. Kinder und Jugendliche sollen also büßen für Fehler in der Erwachsenenmedizin. Dies ist an Zynismus kaum noch zu überbieten,“ so Dr. med. Antonio Pizzulli, stellv. Landesvorsitzender des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) in Nordrhein.", heißt es dort weiter.

Das dieser vor Polemik und Emotionen nur so strotzende Text nur die halbe Wahrheit ist, kann man natürlich wieder an anderer Stelle nachlesen. Gerade das "angeblich" in diesem Text sollt einen nachdenklich werden lassen. Deshalb bedient man sich google.de und findet z.B. das hier beim WDR. Dort steht, dass die Verträge zwar gekündigt worden sind, sie aber deswegen ihre gültigkeit nicht verlieren solange keine neuen Verträge erstellt worden sind.

Bei den drei erwähnten Krankenkassen in Nordrhein reagierte man erstaunt und befremdet auf die Vorwürfe des BVKJ - und beruhigt. Ja, man habe die Impfverträge zum Jahresende gekündigt, bestätigte eine Sprecherin der AOK. "Aber solange kein neuer Vertrag besteht, gilt der alte weiter. Das heißt, die Krankenkassen bezahlen die Impfungen für die Kinder weiter und die Ärzte bekommen von uns das Geld." - (Auszug aus dem Bericht des WDR - http://www.wdr.de/themen/gesundheit/gesundheitswesen/aerzt...)

Aus dem Text der BVKJ geht aber klar hervor, dass die Ärzte in Wirklichkeit nur sauer darüber sind, weil die Kassen sie wegen dem zu hohen Verkauf von teueren Medikamenten ermahnt haben. Das lassen sich die Damen und Herren Ärzte nunmal nicht gefallen. Das schöne Geld!

Mir scheint, dass die BVKJ nur versucht hat, die Krankenkassen als Kindermörder darzustellen, damit aufgebrachte Menschen so richtig in Rage geraten und die Politik sich zum Handeln genötigt sieht.

Ich meine, dass nur Blätter wie die Bild sich dieser Sprache bemächtigen und so eine Ausdrucksweise in Fachkreisen nichts zu suchen hat. Punkt!

Nachtrag vom 15.11.2005:

Die Ärztekammer schreibt nun unter dem Titel "Kostenübernahme bei Impfungen wieder gesichert"folgendes in ihrem Nachrichtenticker:
"Düsseldorf, 9.11.2005 - Auch in Zukunft werden Versicherte im Rheinland zu Lasten der gesetzlichen Krankenkassen geimpft werden können. AOK Rheinland und IKK Nordrhein sowie die Bundesknappschaft haben eine neue Verhandlungsrunde mit der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein terminiert. Ziel ist, eine neue Impfvereinbarung abzuschießen, in der noch zusätzliche Leistungen aufgenommen werden sollen."
Säbelrasseln. Mehr nicht!