Donnerstag, Dezember 08, 2005

Es lebe die Hasenpest!

Vogelgrippe, SARS, AIDS! Wie kann es noch schlimmer kommen?

Keine Angst. Es kommt nicht noch schlimmer. Es starben in den letzten Jahrzehnten ein paar Leute. Es gibt kaum Hintergrundwissen oder Beweise für einen Zusammenhang mit der Hasenpest. Trotzdem ist die Hasenpest wieder in den Medien präsent. Aber wie wird uns diese tödliche Pest in den Medien präsentiert? Ich bin der Frage mal nachgegangen.

Im Echo online kann man dann eine schöne Meldung (08.12.2005) zum Tod eines Jägers lesen. Dort wird von einem angeblichen Hasenpesttoten gesprochen:
"Der Verstorbene, dessen Alter die Behörden nicht verraten, stammt aus dem Westen des Kreises Darmstadt-Dieburg und ist nicht als achter Fall in die Infektionsbilanz eingerechnet, weil er bereits beerdigt wurde. Damals habe noch keiner an die Hasenpest als Todesursache gedacht, so Becker. „Er verstarb aber am typischen Krankheitsbild.“
Und dann starb auch noch der menschliche Verstand? Wozu muss man diesen Toten dann erwähnen, wenn nicht aus panikmache. So einen Quatsch habe ich schon lange nicht mehr gelesen. Aber irgendwoher müssen die Toten ja kommen.

Weiter heißt es dann noch in der Meldung:
"Die infizierten Tiere zeigen keine typischen Krankheitszeichen. Den Behörden zufolge lassen sie trotz genauer Beobachtungen keine Verhaltensauffälligkeiten erkennen. Es gebe auch keine Funde von abgemagerten oder verendeten Hasen, Kaninchen, Mäusen, Katzen oder Eichhörnchen. Die Hasenpest könne auch von Zecken übertragen werden."
Böse Hasen! Die sind noch nicht einmal krank. Komische Krankheiten scheint es zu geben. Klingt eher mal wieder nach unbewiesenen Theorien voller heißer Luft. Mehr nicht.

Bei der FAZ kommt ein Toter nicht einmal in der Meldung vor. Dafür musste ich über die Bildunterschrift des im Artikel veröffentlichten Bildes schmunzeln. Dort heißt es: "Außen niedlich, innerlich mitunter gefährlich: Feldhasen". Und ich dachte, solche Sätze wären nur der Axel-Springer-Konkurrenz vorbehalten.

Dieser Absatz im FAZ-Artikel hat es natürlich auch in sich:
"Auf welchem Wege sich die Hasen mit der Krankheit infizierten, ist nach Angaben der Behörde unklar. Seit zehn Jahren sei kein einziger Fall in Deutschland registriert worden, hieß es unter Berufung auf das Wiesbadener Umweltministerium. Möglicherweise sei der Erreger von Zecken weitergetragen worden."
Wieder herrscht Unwissenheit auf ganzer Linie (wie so oft). Vielleicht Zecken? Oder vielleicht doch Mücken oder Zecken!? Nach über zehn Jahren gibt es also immer noch keine verwendbare Erkenntnisse zum Thema Hasenpest.

Nachtrag vom 09.12.2005:

Wenn man sich jetzt mal die Mühe macht und bei deutschen Ärzteblatt das Stichwort "Hasepest" eingibt, erhält man folgende Treffer:
96 Menschen in Rußland mit Tularämie infiziert
Kosovo: Hunderte Fälle von Hasenpest

Biowaffen: Kaum Schutz vor dem "dreckigem Dutzend"

Biowaffe Hasenpest

Nicht nur Milzbrand ist eine Gefahr - für Biowaffen eignen sich fast 50 unterschiedliche Erreger

Transparenz gegen Bedrohung durch B-Waffen

Zeckenstiche muß man ernst nehmen - nicht nur in Risikogebieten
Da die Hasenpest also keine richtige Bedrohung für den Menschen darstellt, wird sie eben zur gefährlichen Biowaffe erklärt. Besonders auffällig ist die hohe Zahl der Toten im Kosovo. Hier bediente man sich wieder bei einem alten Trick. Der Kosovo ist weit weg und die Zahlen sind wahrscheinlich ein reines Fantasieprodukt. Immerhin ist das Trinkwasser im Kosovo zu neunzig Prozent kontaminiert (siehe hier, hier und hier). Die Lebensumstände sind dort sehr schlecht. Da lassen sich ein paar hundert Hasenpesttote wunderbar unterbringen.

Deshalb heißt es im Ärzteblatt ja auch:
"Im Kosovo sind 487 Verdachtsfälle von Tularämie bekannt geworden. Von diesen sind bisher 109 Fälle labordiagnostisch bestätigt worden."
Kein Wunder das hier nie wieder ein neuere Meldung, mit weiteren Erkenntnissen die der Aufklärung dienen, erschienen sind. Der reine Verdacht reicht aus, um das gewünschte Ergebnis - eine allgemeine Verunsicherung - zu erzeugen. Auch auf die sechsundneunzig Todesfälle in Russland wird nicht weiter eingegangen. Warum auch. Vielen Dank!