Montag, Dezember 12, 2005

Her mit den Stammzellen.

Sie können Leben retten. Wirklich! Sie können sich jetzt sofort typisieren lassen und der DKMS (Deutsche Knochenmarkspenderdatei) helfen. Dann sind sie - wie die Werbung der DKMS uns einmal suggerien wollte - so etwas ähnliches wie ein Superheld. Doch Superhelden sind nur deshalb Superhelden, weil sie eine Erfolgsquote vorzuweisen haben. Wir messen also Supermann an seiner Verbrechensaufklärungsrate von ca. einhunder Prozent. Das wissen wir, weil wir die Statistiken der örtlichen Polizei genau kennen und alle Gefängnisse randvoll sind. Das kann man leider nicht von der DKMS behaupten.

Nachdem ich eine kleine E-Mail an Frau Lohde (Pressestelle) gesendet habe und um Auskunft in Sachen Erfolgsquote gebeten habe, erhielt ich folgende Antwort:
Sehr geehrter Herr #####,
Die DKMS Deutsche Knochenmarkspenderdatei ist zwar die größte Spenderdatei weltweit, aber eben zuständig für Stammzellspender. Wir haben keine gesicherten Daten über die Patientenseite.
Vielleicht wenden Sie sich am besten an das ZKRDZentrales Knochenmarkspenderregister Deutschland, Ulm, da dort die gesammelten Anfragen für alle Patienten eingehen. Ansonsten würde ich Ihnen empfehlen Kontakt zum DAG-KBT aufzunehmen, das ist die Deutsche Arbeitsgemeinschaft für Knochenmark- und Blutstammzelltransplantation, deren Sprecher Herr Prof. Dr. Zander ist, der wie Sie aus Hamburg kommt.
Ich hoffe, Ihnen weitergeholfen zu haben und verbleibe mit freundlichen Grüßen
Stephanie Lohde
Ich möchte nur einmal kurz anmerken, dass die DKMS schon seit Anfang der neunziger Jahre existiert und bis heute nicht einmal weiß, wie viele Menschen durch eine Stammzellenspende und durch die Mitwirkung dieser Organisation gerettet werden konnten. Nicht einmal eine grobe Zahl. Was hat das mit "gesicherten Daten" zu tun? Was für ein Widerspruch! Man lobt lieber die nicht ausbleibenden Erfolge bei der Aquise und die Zusammenarbeit mit Prominenten. Das ist sehr dünn.

Natürlich habe ich auch, wie von Frau Lohde vorgeschlagen, mit dem DAG-KBT und dem ZKRD Kontakt aufgenommen. Ich wollte es ja wirklich wissen. Leider warte ich noch bis heute, trotz zweier Anfragen, auf eine Antwort. Keine Angst, mein Anschreiben an die o.g. Institutionen waren sachlich und wertfrei formuliert. Ich wollte nur einen einfach Auskunft zum Erfolg einer solchen Behandlung haben, da ich diese Angaben für eine Studienarbeit brauche.

Auf dem Seiten des ZKRD war nur ein kleiner Absatz zum Thema Erfolgsquote zu finden:
"Wie hoch ist die Erfolgsrate der allogenen Knochenmarktransplantation?

Dies ist eine schwierige Frage, da dabei zahlreiche Einflußfaktoren eine Rolle spielen. Die langfristigen Überlebensraten liegen typischerweise zwischen 30% und 80% je nach Diagnose, Art und Fortschritt der Erkrankung und dem Grad der Übereinstimmung zwischen Spender und Patient. Unter sehr günstigen Rahmenbedingungen können sogar noch bessere Überlebensraten erreicht werden."
Noch schwammiger und unwissenschaftlicher geht es doch gar nicht mehr. Natürlich können wir einigermaßen gesicherte Zahlen nach über 10 Jahren erwarten. Die betroffenen Patienten wären sogar schon über die berühmte 5-Jahres-Schwelle hinweg zu beobachten gewesen. Es hätten also Langzeitstudien durchgeführt werden können. Die Richtige Frage würde also lauten: "Wie viele Menschen haben bis heute durch die Stammzellenspende überlebt?". Ein Erfolg wäre messbar. Man könnte heute mit einem Blick in die Vergangenheit genau sagen, was uns eine solche Behandlung bringt und in Zukunft bringen wird.

Wenn sie denn etwas bringt. Es grenzt schon fast an Betrug, was einem Kranken hier alles zugemutet bzw. vorenthalten wird.

Donnerstag, Dezember 08, 2005

Es lebe die Hasenpest!

Vogelgrippe, SARS, AIDS! Wie kann es noch schlimmer kommen?

Keine Angst. Es kommt nicht noch schlimmer. Es starben in den letzten Jahrzehnten ein paar Leute. Es gibt kaum Hintergrundwissen oder Beweise für einen Zusammenhang mit der Hasenpest. Trotzdem ist die Hasenpest wieder in den Medien präsent. Aber wie wird uns diese tödliche Pest in den Medien präsentiert? Ich bin der Frage mal nachgegangen.

Im Echo online kann man dann eine schöne Meldung (08.12.2005) zum Tod eines Jägers lesen. Dort wird von einem angeblichen Hasenpesttoten gesprochen:
"Der Verstorbene, dessen Alter die Behörden nicht verraten, stammt aus dem Westen des Kreises Darmstadt-Dieburg und ist nicht als achter Fall in die Infektionsbilanz eingerechnet, weil er bereits beerdigt wurde. Damals habe noch keiner an die Hasenpest als Todesursache gedacht, so Becker. „Er verstarb aber am typischen Krankheitsbild.“
Und dann starb auch noch der menschliche Verstand? Wozu muss man diesen Toten dann erwähnen, wenn nicht aus panikmache. So einen Quatsch habe ich schon lange nicht mehr gelesen. Aber irgendwoher müssen die Toten ja kommen.

Weiter heißt es dann noch in der Meldung:
"Die infizierten Tiere zeigen keine typischen Krankheitszeichen. Den Behörden zufolge lassen sie trotz genauer Beobachtungen keine Verhaltensauffälligkeiten erkennen. Es gebe auch keine Funde von abgemagerten oder verendeten Hasen, Kaninchen, Mäusen, Katzen oder Eichhörnchen. Die Hasenpest könne auch von Zecken übertragen werden."
Böse Hasen! Die sind noch nicht einmal krank. Komische Krankheiten scheint es zu geben. Klingt eher mal wieder nach unbewiesenen Theorien voller heißer Luft. Mehr nicht.

Bei der FAZ kommt ein Toter nicht einmal in der Meldung vor. Dafür musste ich über die Bildunterschrift des im Artikel veröffentlichten Bildes schmunzeln. Dort heißt es: "Außen niedlich, innerlich mitunter gefährlich: Feldhasen". Und ich dachte, solche Sätze wären nur der Axel-Springer-Konkurrenz vorbehalten.

Dieser Absatz im FAZ-Artikel hat es natürlich auch in sich:
"Auf welchem Wege sich die Hasen mit der Krankheit infizierten, ist nach Angaben der Behörde unklar. Seit zehn Jahren sei kein einziger Fall in Deutschland registriert worden, hieß es unter Berufung auf das Wiesbadener Umweltministerium. Möglicherweise sei der Erreger von Zecken weitergetragen worden."
Wieder herrscht Unwissenheit auf ganzer Linie (wie so oft). Vielleicht Zecken? Oder vielleicht doch Mücken oder Zecken!? Nach über zehn Jahren gibt es also immer noch keine verwendbare Erkenntnisse zum Thema Hasenpest.

Nachtrag vom 09.12.2005:

Wenn man sich jetzt mal die Mühe macht und bei deutschen Ärzteblatt das Stichwort "Hasepest" eingibt, erhält man folgende Treffer:
96 Menschen in Rußland mit Tularämie infiziert
Kosovo: Hunderte Fälle von Hasenpest

Biowaffen: Kaum Schutz vor dem "dreckigem Dutzend"

Biowaffe Hasenpest

Nicht nur Milzbrand ist eine Gefahr - für Biowaffen eignen sich fast 50 unterschiedliche Erreger

Transparenz gegen Bedrohung durch B-Waffen

Zeckenstiche muß man ernst nehmen - nicht nur in Risikogebieten
Da die Hasenpest also keine richtige Bedrohung für den Menschen darstellt, wird sie eben zur gefährlichen Biowaffe erklärt. Besonders auffällig ist die hohe Zahl der Toten im Kosovo. Hier bediente man sich wieder bei einem alten Trick. Der Kosovo ist weit weg und die Zahlen sind wahrscheinlich ein reines Fantasieprodukt. Immerhin ist das Trinkwasser im Kosovo zu neunzig Prozent kontaminiert (siehe hier, hier und hier). Die Lebensumstände sind dort sehr schlecht. Da lassen sich ein paar hundert Hasenpesttote wunderbar unterbringen.

Deshalb heißt es im Ärzteblatt ja auch:
"Im Kosovo sind 487 Verdachtsfälle von Tularämie bekannt geworden. Von diesen sind bisher 109 Fälle labordiagnostisch bestätigt worden."
Kein Wunder das hier nie wieder ein neuere Meldung, mit weiteren Erkenntnissen die der Aufklärung dienen, erschienen sind. Der reine Verdacht reicht aus, um das gewünschte Ergebnis - eine allgemeine Verunsicherung - zu erzeugen. Auch auf die sechsundneunzig Todesfälle in Russland wird nicht weiter eingegangen. Warum auch. Vielen Dank!

Montag, Dezember 05, 2005

Tetrapak, schützt was gut ist!

Was habe wir uns nicht alles von der verdummenden Werbeindustrie gefallen lassen. Dort werden ja immer gerne Äpfel mit Birnen verglichen. Besonders ätzend skurril fand ich die Werbung der Firma Tetrapak. In dieser Imagewerbung sollte die bekannte Verpackung mit einem genialen Alleinstellungsmerkmal beworben werden.

Die Werbespots waren sicherlich originell und vielleicht auch witzig. Leider lag der Wahrheitsgehalt dieser Spots so ungefähr bei NULL. In der Werbung wurden verrückte Individualisten gezeigt, die zu Hause in völliger Dunkelheit leben, weil ja sonst die Vitamine aus wegen dem Umgebungslicht der Flasche entweichen könnten. Deshalb soll man ja das gute Tetrapak nehmen. Da bleiben alle Vitamine erhalten. Meine Frage lautet: Wer stellt eine Flasche Saft oder Milch bitte den ganzen Tag in das direkte Sonnenlicht? Denn Kunstlicht und kurzzeitige Kühlschrankbeleuchtung werden bestimmt nicht einen solchen Effekt haben. Also alles totaler Quatsch! Hauptsache lustig.

Kein Quatsch ist aber das hier:

Skandal um Babymilch...

Tetrapak-Skandal in Italien breitet sich aus

Chemikalie ITX in Kinderkakao «Milupino»

Oder man schaut sich die vielen Seiten bei googlenews einmal selber an. Eine bessere Werbung kann ich mir für dieses fortschrittliche Unternehmen gar nicht mehr vorstellen. Ich sehe die PR-Fritzen schon förmlich rotieren. Bis zur nächsten Verdummung...