In meinem Lieblingsblatt, der "
pharmazeutischen Zeitung", lese ich gerade das
Editorial und einen schönen
Artikel, welche das Thema
"Pick-Up-Verbot" als Thema haben. Dort geht es um die zahlreichen Pick-Up-Stellen in Drogerien, Supermärkten und Tankstellen, an denen man sich bestellte Medikamente abholen kann. Ich will hier jetzt gar keinen Vortrag zum Thema "viele Medikamente sind überflüssig oder gar gefährlich" halten. Auch wenn es ein wichtiges Thema ist. Ich bin generell kein Freund dieser ganzen aufgeblasenen Pillenverschieberei. Egal ob die Substanzen per Briefkasten oder Apotheke besorgt werden.
Vielmehr kann man wieder eine ganze Menge über einen Berufsstand und deren Einfluss auf die Politik lernen.
Natürlich argumentiert man gegen den Versandhandel mit der Sicherheit des Patienten (besonders durch
Medikamenten-Fälschungen). Das sollte aber in erster Linie auf harte Medikamente zutreffen. Und ich frage ich auch, ob ein Apotheker eine Fälschung besser erkennt, als ein Versandhändler mit seinem sicherlich vorhandenem Fachpersonal.
Und wer stellt die Rezepte aus? Der Arzt. Das sollte doch der Experte sein. Der Apotheker erfüllt hier eher die Aufgabe des Verkäufers. Natürlich gibt es auch Medikamente, welche individuell hergestellt werden müssen. Aber das ließe sich ja auch in einen eigenständigen Laborberuf ausgliedern. Dann wäre da auch noch die Beratung und andere Dienstleistungen. Aber das werden auch immer Gründe sein, warum Menschen in ihre nächst gelegene Apotheke gehen und nicht per Browser bestellen werden. Gerade, wenn man ein Medikament usw. sofort braucht. Da kann man doch nicht ein bis zwei Tage (womöglich am Sonntag!) drauf warten.
Kurz gesagt, es geht hier mal wieder um den Erhalt einer Exklusivität, wie sie sonst keine andere Berufsgruppe in unserer freien Marktwirtschaft genießt.
Da verwundert es einen auch nicht, dass die neue Regierung aus
CDU und FDP im Sinne der Kleinunternehmer (Apotheker) diese nervige Bremsklötze aus dem Weg räumt. Weg mit Pick-Up! Erhalt des Apotheker-Gesetzes!
Frau Schersch schreibt dann auch im Editorial:
"Hüten sollten sich die Partner jedoch davor, anstelle eines Verbots nur bestimmte Anforderungen und Kriterien für die Arzneimittelabgabe in Gewerbebetrieben auszusprechen. Denn damit würden etwa Drogerien zu einem Teil der Regelversorgung stilisiert, eine »Apotheke Light« wäre schon bald in greifbarer Nähe."
Da ist er wieder. Dieser drohende Unterton, den ich schon öfter im Editorial dieser Publikation lesen konnte. Und dann noch diese maßlosen Übertreibungen. Was wohl passiert, wenn man sich nicht daran hält? Bombenanschläge? Böser Blick?
Weiterhin schreibt sie:
"Die Beschlüsse geben jedoch bereits zu erkennen, dass die Politiker ihren Versprechungen im Wahlkampf nun wirklich Taten folgen lassen wollen. Nach Jahren der Verunsicherung durch die Politik von Ulla Schmidt scheint die deutsche Gesundheitspolitik nun wieder kalkulierbarer zu werden."
Kalkulierbarer? Das erinnert mich doch an diesen
Skandal (SPON: die Krankmacher). Da geht es um die systematische Plünderung des Gesundheitsfonds durch Ärzte und Krankenkassen. Zwar hätte das Kompetenz-Team von Frau Schmidt da etwas tun müssen, um dieses Treiben zu unterbinden, aber das ändert nichts daran, das sich an dieses heiße Eisen auch die neue Regierung vorerst gar nicht ran traut. Das haben sie erst einmal um ein Jahr verschoben. Aber man spricht schon von Beitragserhöhungen und dergleichen. Ich frage mich manchmal, wer diesen neo-liberalen Mist wirklich gewählt hat. Damit haben wir uns auf lange Sicht keine großen Gefallen getan. Denn wir zahlen diese ganze Nummer. Die Steuerzahler.
Und wie kann es sein, dass eine Partei - wie die FDP - beim Thema
"Apotheke" eine Ausnahme macht? Wenn es nach deren Vorstellungen einer privatisierten Wirtschaft ginge, dann wäre eine
24/7-Apotheke mit freiem Wettbewerb und Medikamente im Supermarkt doch gar kein Thema in diesem Land. Im Ausland (siehe
hier) ist das auf jeden Fall schon lange kein Thema mehr.
Nur in Deutschland duftet die Extrawurst besonders lecker!