Donnerstag, Februar 02, 2006

Apotheken und getroffene Hunde die bellen

Das Wirtschaftsmagazin Wiso testete jüngst im ZDF ein paar Apotheken mit versteckter Kamera. Die Beratungsleistung unserer Apotheker sollte genauer überprüft werden. Leider vielen die Ergebnisse nicht so gut aus wie es die werten Damen und Herren Apotheker gerne gesehen hätten. Ein Grund, einen Artikel in der pharmazeutischen Zeitung zu veröffentlichen um etwas Luft aus diesem Bericht zu lassen.

Besonders Herr Dr. Gerd Glaeske, der für Wiso beratend zur Seite stand, wird hier nicht gerade geknuddelt. Im Artikel heißt es:

Alles in allem ein Ergebnis, dass nach Kommentaren von Professor Dr. Gerd Glaeske rief. Der konnte in Wiso das tun, was er gerne und häufig macht, nämlich seinen Kolleginnen und Kollegen mangelhafte Beratung vorwerfen: »Mit Magnesium zerstört man die Wirksamkeit von Actonel ­ mit bösen Folgen. Es kann zu schlecht heilenden Knochenbrüchen kommen, weil der Knochenschutz nicht ausreicht²« sagte Glaeske und hat damit unzweifelhaft Recht.

Er hat also Recht? Oder doch nicht? Denn im Kommentar vom stellvertredenden Chefredakteur heißt es weiter:
Was WISO am vergangenen Montag präsentierte, ist deshalb natürlich nicht unwahr. Es ist aber nur die halbe und nicht die ganze Wahrheit. Die hat Glaeske, warum auch immer, wissentlich verschwiegen. Seinen Ruf als neutraler und seriöser Wissenschaftler sollte das zumindest nicht stärken.
Über die Fakten wurde natürlich auch berichtet. Selbst der stellvertretende Chefredakteur Herr Daniel Rücker kommt noch extra unter dem Titel "Die halbe Wahrheit" zu Wort.

Man versucht in diesem Artikel die zu beweisen, dass die Beratungsleistung der Apotheken doch gar nicht so schlecht ist und schreibt:
Darauf verweist auch die Präsidentin der Bundesapothekerkammer und der Landesapothekerkammer Niedersachsen in einer Stellungnahme: »Diese Ergebnisse treffen unsere Berufsgruppe sehr. Aber sie rechtfertigen nicht den pauschalen Vorwurf, Apotheker würden generell schlecht beraten.« Testkäufe und das Pseudo-Customer-Projekt in allen 17 Kammerbezirken hätten gezeigt, dass die Beratung in Apotheken wesentlich besser sei als das WISO-Ergebnis vermuten lasse. So seien im Dezember die Auswertungen der Testkäufe zu Venenmitteln publiziert worden. Alle überprüften Apotheken hatten beraten, nach wissenschaftlichen Kriterien war die Beratung bei etwa zwei Drittel umfassend oder angemessen.
Wie setzen sich diese Zahlen denn nun genau zusamnmen? Wie viele von den zwei Dritteln wurden denn nun umfassend und wie viele angemessen beraten? Ein Drittel der Apotheken (also extrem hohe 33 %) haben aber den Kunden nicht gut beraten. Jede dritte Apotheke berät also nach dieser Rechnung (in dem o.g. Fall) schlecht. Diese Zahlen sind auch nicht wirklich besser. Da würde ich mich an Stelle der pharmazeutischen Zeitung eher ruhig verhalten.

Aber trotzdem kann es nicht schaden laut zu bellen. *wau*